Foto: Anja Köhler

Interview mit Mirella Weingarten

Mirella Weingarten ist Regisseurin am Theater Magdeburg. Am 15. April feiert ihr neues Stück „Der Liebestrank” Premiere. Im Interview erzählt sie über ihr Leben und ihre Arbeit.


Wie kam es dazu, dass Sie Regisseurin wurden?
Wahrscheinlich ist es ein anderer Weg, als die meisten Regisseure. Ich komme aus der bildenden Kunst, habe u. a. bei Marina Abramović studiert und bin über die Performance dazu gekommen, mit Tänzern, Schauspielern und Musikern eigene, freie Projekte zu erarbeiten. Durch das ergänzende Bühnenbild- Studium habe ich mich dann in der zeitgenössischen Oper verankert, aber immer mit dem Fokus darauf, installativ zu denken oder Räume zu abstrahieren. Das ist manchmal eine Herausforderung, die ich lieber mir selbst als anderen Regisseuren zumute. Nun arbeite ich es schon sehr viele Jahre als Regisseurin: Es gibt für mich nicht Schöneres als die Kombination von Menschen und Musik.

Sind Sie das erste Mal in Magdeburg? Falls ja, wie sind Sie nach Magdeburg gekommen?
Ja, beschämenderweise bin ich tatsächlich das erste Mal in Magdeburg, obwohl ich als Berlinerin ja eigentlich fast Nachbarin bin. Und ich hatte die Stadt auch beschämenderweise unterschätzt. Ich finde sie charmant, bodenständig, sie hat die perfekte Größe, und mögen ihr auch einige Kirchen fehlen: Die, die da sind, sind fantastisch. Julien Chavaz, der neue Intendant, kannte meine Inszenierungen und hat mich eingeladen.

Worum geht es in „Der Liebestrank“?
Vor allem um die Liebe, und darum, warum wir Menschen Spielchen spielen müssen und uns oft in der Liebe Kränkungen und Schmerzen zufügen. Adina ist eine attraktive, reiche Gutsbesitzerin. Nemorino liebt sie, dass sie seine Gefühle erwidert, merkt sie erst, als er sich von ihr abwendet. Es ist eine wunderbare Belcanto-Oper!

Was ist das Besondere an Ihrer Inszenierung?
Für mich war es vor allem wichtig, eine poetische Welt zu erschaffen, in der Raum ist für Zweifel: Haben wir noch Instinkte, wie gehen wir miteinander um, welche Regeln befolgen wir, wenn wir uns binden? In der Inszenierung lösen sich die Menschen aus den Tierwesen heraus, sie lösen sich von ihrem instinktiven Verhalten, und das schafft Verwirrung. Auch in der Tierwelt mag es manchmal grausam zugehen: Aber die Strukturen sind klarer. Langeweile, Überdruss, launenhaftes Verhalten, Manipulation – das sind doch eher Eigenschaften, die dem Menschen eigen sind.

Warum sollte die Magdeburger:innen sich die Oper „Der Liebestrank“ ansehen?
Der Liebestrank ist eines der großen Meisterwerke Donizettis. Sie wird zwar als „Opera buffa“ beschrieben, ist aber gerade in ihrer Melancholie sehr stark. Das Thema, wenn es auch amüsant ist- Nemorino lässt sich einen Wein als Liebestrank aufschwatzen, damit die Liebe von seiner Angebeteten endlich erwidert wird – zeigt den Kampf um das widergeliebt – werden: und das wird wohl immer aktuell bleiben. Sebastiano Rolli, unser Dirigent, ist ein Belcanto-Spezialist. Er zaubert mit der Musik, er zeigt die Zerbrechlichkeit der Charaktere, die Poesie der zarten Farben der norditalienischen Landschaften.

Wie verlief die Zusammenarbeit am Theater Magdeburg?
Das Theater hat vor allem eins: Ein wirklich wunderbares Ensemble, auf das die Magdeburger zu recht stolz sein können. Und obendrein einen sehr dynamischen, spielfreudigen Chor. Dadurch macht es große Freude, hier zu inszenieren. Und als Bühnenbildnerin habe ich zusätzlich Spaß daran, wie die Werkstätten mitdenken und das Bühnenbild umsetzen.


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